Geschichte des BSV Gierath - Gubberath
(Eine ausführliche Darstellung befindet sich in den Festschriften zum 50- und 75- jährigen Jubiläum.)
Einer schriftlichen Überlieferung aus dem 16. Jahrhundert ist zu entnehmen, dass die Einwohner der Dörfer Gierath und Gubberath eine Bürgerwehr gründeten, zur Verteidigung von Leben, Hab und Gut gegen zuchtlose Söldnerscharen, die in den Reformationskriegen unsere Ortschaften immer wieder aufsuchten und plünderten. Aber nach Beendigung dieser schrecklichen Kriege und unruhigen Zeiten traten bald wieder Ruhe und Ordnung ein und somit verlor die Bürgerwehr zur damaligen Zeit ihre eigentliche Aufgabe und Bedeutung.
Am 11.09.1929 traten um 21.00 Uhr 41 Herren im Saal der Restauration Engemann zusammen, zwecks Beratung und Aussprache über eine eventuell zu gründende Schützengesellschaft. Diese 41 Herren bestanden aus den Vorständen anderer Vereine des Doppeldorfes.
Nach gründlicher Aussprache wurde beschlossen, eine Schützengesellschaft zu gründen und ihr den Namen "Bürgerschützenverein Gierath-Gubberath" zu geben.
Der Name "Bürgerschützenverein" wurde gewählt, um den alle Stände, Klassen und Konfessionen umschließenden Charakter des Vereins als eines Vereins für alle Bürger (Einwohner) zu unterstreichen.
Weiter wurde beschlossen, am Kirmessonntag, dem 15.09., das Gründungsfest zu feiern. Dieses bestand aus Fahnenweihe, Parade und Festzug.
Die Anschaffung der Fahne wurde durch Stiftung eines Mitgliedes ermöglicht und Heinrich Wolf übernahm die unentgeltliche Fertigstellung der Fahne.
Am 01.01.1930 war es dann soweit. Eine stattliche Anzahl von Männern kam im Gasthof "Zur Linde" von Adam Hoster in Gubberath zusammen, um unseren Bürgerschützenverein zu gründen.
Als Versammlungsleiter fungierte Herr Hauptlehrer Felix Scheuermann. Meisterhaft verstand er die Vorzüge herauszumeißeln, die ein Schützenverein in sich birgt. Wenn an den Kirmestagen die Schützenbrüder in ihren schmucken Uniformen durch die Straßen ziehen, voraus Regimentsmusik, dann sind sie es, die die Herzen höher schlagen machen.
Es hatten sich bereits 160 Personen als Mitglieder eingetragen und die vorgelegte Satzung wurde für gut befunden.
Der Leiter der Versammlung wurde folgerichtig einstimmig zum Präsidenten des jungen Vereins gewählt. Danach erfolgte die Wahl des Vorstandes, der sich schließlich wie folgt zusammen setzte:
- Präsident: Hauptlehrer Scheuermann, Gierath
- Stellvertreter: Heinrich Reibel, Gierath
- Kassierer: Gerhard Korsten, Gierath
- Schriftführer: Johann Berghoff, Gubberath
- Beisitzer: Peter Hauptmann, Gubberath
- Beisitzer: Josef Wilms, Gierath
- Oberst: Eduard Lenzen, Gubberath
Mit einem dreifachen "Hoch" auf den Verein wurde die Versammlung geschlossen. Die Taufe war vollzogen. Es lebe der Bürger-Schützenverein Gierath-Gubberath.
Eine erste Satzung, die insgesamt 11 Punkte (Paragraphen) beinhaltete, war erarbeitet worden:
Laut Punkt 1. wurde folgender Zweck verfolgt:
"Die unter dem Namen Bürgerschützenverein Gierath-Gubberath bestehende Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, Eintracht, Geselligkeit und Frohsinn in
geeigneter Weise zu pflegen und in ihren jährlich zu begehenden Festen, das Bürgerband immer inniger zu knüpfen und die Anhänglichkeit an Heimat und alte
väterliche Gebräuche, sowie die Liebe für das Vaterland stets rege zu erhalten und zu festigen."
Unter Punkt 4. hieß es: "Der jährliche Beitrag beträgt 4 Mark, welcher durch den Kassierer in vierteljährlichen Raten eingezogen wird."
Punkt 9. legte fest, dass der Festzug in Zwölferschaften zerfällt und diese je von einem Offizier gebildet und geführt werden.
Im Gründungsjahr des Bürgerschützenvereins wurden auch zwei Schützenzüge gegründet, die bis zum heutigen Tag bestehen. Dies ist zum einen der Schillzug und
zum anderen der Grenadierzug I. Ursprünglich gab es sogar einen Grenadierzug II. und III., die jedoch im Laufe der Jahre in einen Zug übergingen.
Schon seit der Gründung gab es Edelknaben, die jedoch damals noch nicht in der heutigen Form organisiert waren. Vielmehr waren es Kinder der Schützen des
Grenadierzugs II., die den Festzug begleiteten. Das offizielle Gründungsjahr des Edelknabenchors ist 1957. Seit dieser Zeit gehen immer wieder
Nachwuchsschützen aus den Reihen der Edelknaben hervor.
Das erste Königspaar des BSV waren Heinrich I. und Christine Reibel.
Schon im Protokoll des ersten Schützenfestes erkennt man, mit welcher Begeisterung Schützen und Bevölkerung an diesem Schützenfest teilgenommen haben. Aber
es wurden auch bereits die Schwächen des jungen Vereins aufgedeckt und beklagt:
Man feierte Schützenfest in drei Sälen, und zwar im Saale Wassenberg, im Saale Engemann und im Saale Hoster in Gubberath.
Das Protokoll über den Mittwoch nach dem Schützenfest ist so nett in Worte gefasst, dass sich heute noch so mancher darin wieder erkennt:
Die Kirmestage sind vorbei. Der Übergang zum Alltagsleben ist für manchen wohl nicht leicht. Überall finden sich welche zusammen, die da zum Abgewöhnen immer wieder einen genehmigen. Aus dem Frühschoppen geht es in den Nachmittag, aus dem Nachmittag wird Abend. Herrgott, wo ist die Zeit geblieben, ist doch noch lange nicht alles erzählt. Was höre ich? Marschmusik? Ja! Tatsächlich auch Fackeln sehe ich. Sie kommen, die Jungen und Jüngsten. Auch sie können sich nicht trennen vom Zauber dieser Tage. Noch einmal haben sie sich zusammengefunden und kriegen mit Pauken und Trompeten noch einen Fackelzug zusammen. Auch wird insgeheim ein Tänzchen gedreht. Dann fordert Mutter Natur ihr Recht. Ein erlösender Schlaf führt sie zurück in den Alltag.
Bis zum Jahr 1938 fand jährlich ein Schützenfest statt. Bedingt durch den zweiten Weltkrieg ging es aber erst im Jahre 1949 weiter. Daher waren Heinrich II.
und Sophia Meger das Königspaar des Jahres 1938/1949.
Nach dem 2. Weltkrieg kam das Schützenleben jedoch erst ganz allmählich wieder in Schwung. Wie hatte man sich geschworen: Nie mehr eine Uniform anziehen,
nie mehr Komissstiefel tragen. Man stand noch unter dem Schock des Krieges.
Unter dem Königspaar Heinrich Meger und Königin Sofie erlebten viele Schützen zum ersten Male die Freuden eines Schützenfestes. Nachdem Präsident Andreas
Strerath 1949 zurücktrat, wurde Heinrich Meger gewählt. Als auf einer Generalversammlung mit 85 Prozent die Errichtung eines Festzeltes beschlossen wurde,
trat Meger jedoch zurück, da er sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden konnte.
Heinrich Meger hatte jedoch immer sehr großen Idealismus für den Verein aufgebracht. So war es sein großer Verdienst, dass die Königskette über die Wirren
des 2. Weltkrieges gerettet wurde. Dazu brauchte er einige Tausend "fleißige Helfer". Er verbarg die Kette in einem Bienenkorb. Als es in Gierath-Gubberath
wieder ruhig geworden war, holte er die Kette wieder hervor und siehe da, seine Bienen hatten die ganze Kette mit Wachs und Honig überzogen, so dass man
auch heute noch mit Fug und Recht von einer süßen Last sprechen kann, wenn man die Kette trägt.
1951 musste die Verlegung des Schützenfesttermins beschlossen werden und man einigte sich auf den 3. Sonntag im August, welcher bis zum heutigen Tag der
feste Termin für unser Schützenfest ist.
Nachdem im Jahre 1951 der Präsidentenstuhl für einige Monate verwaist war, wurde Hermann Wollmer am 06.10.1951 zum Präsidenten gewählt und sollte von da an
24 Jahre den Verein führen.
Waren die Schützenkönige bis zum Jahr 1951 immer gewählt worden, so wurde der König des Jahres 1952/53 zum ersten Mal ausgeschossen. Auf der Kegelbahn bei Engemann erreichte Hermann Wollmer die höchste Ringzahl.
Anlässlich des Schützenfestes 1953 wurde das Ehrenmal für die Gefallenen beider Weltkriege eingeweiht. Bisher hatte das Ehrenmal auf dem Friedhof gestanden. Nunmehr sollte es einen würdigen Platz finden. Bei der Einweihung sprach unser damaliger Pfarrer Linnarz davon, dass alle Gläubigen beim Kirchgang stets an unsere Gefallenen erinnert würden.
Im Jahr 1955 wurde der König zum ersten Mal durch Vogelschuss ermittelt, und zwar am Schützenfestdienstag. Erster König von der Stange wird Willi Willkomm
jun. und seine Frau Grete. In diesem Jahr fanden auch heiße Diskussionen um die Zeltfrage statt. Man wollte mit Recht nicht mehr in ein solch schlechtes
Zelt einziehen und nahm das Zelt der Firma Hochhausen.
Beim darauf folgenden Schützenfest wurde zum ersten Mal der Vogel am Montag geschossen und Josef Schmitz errang die Königswürde.
Bis zum Jahre 1979 fand der Königsvogelschuss am Schützenfestmontag statt. Aufgrund des zeitlichen Problems - der Kronprinz wurde ja schon einen Tag später
gekrönt - verlegte man den Vogelschuss. Er wird seitdem immer im Rahmen der Veranstaltungsreihe um den 1. Mai durchgeführt. Das ermittelte Kronprinzenpaar
wird dann am Schützenfestdienstag im August gekrönt.
1957 machte S. M. Josef III. Weiller den Vorschlag, den Verein als e. V. eintragen zu lassen, was die Zustimmung der Versammlung fand.
Mittlerweile sind es 77 Königspaare (Stand: September 2015). Bislang einmalig in der Geschichte des BSV Gierath-Gubberath ist, dass ein Schütze zweimal zum König gekrönt wurde. Dies waren Heinrich Strerath mit Frau Anni in den Jahren 1962/63 und 1972/73.
In den Jahren von 1950 bis einschließlich 1959 wurden für den Fackelzug Großfackeln gebaut und mitgeführt. In mühevoller Kleinarbeit wurden diese immer weiter perfektioniert und durch Beleuchtung und bewegliche Teile erhielten sie ihren besonderen Reiz. Zum Thema wurden oftmals "Dorforiginale" oder aber auch lustige Ereignisse im Doppeldorf gemacht. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des BSV im Jahr 1955 wurde u. a. ein großes Boot mit vier Schützen unter dem Motto "Schill, Jäger, Grenadier und Matrose in einem Boot" gebaut.
Als Fackelbauzug Nr. 1 tat sich der Marinezug hervor, der insgesamt achtmal den 1. Preis errang. Aber auch die Schwarzen Husaren, der Schillzug, Jägerzug Weißer Hirsch, der damalige Jägerzug Waldhorn und die Edelknaben bauten fleißig mit.
Im Jahre 1964 stand zum ersten Mal zum Königsehrenabend ein Festzelt.
Die 60er und 70er Jahre waren insbesondere geprägt von zahlreichen Neugründungen. In beiden Jahrzehnten wurden jeweils acht Schützenzüge neu gegründet, im
Jahre 1974 mit der Jungmarine, Jröne Jonge und Wildrose 74 drei in einem Jahr. Der 1979 gegründete Jägerzug Waldhorn ist bislang der "jüngste" Zug, der
einen Schützenkönig gestellt hat (Dirk I. und Simone Pöhler).
In den Jahren 1980 (zum 50jährigen) und 2005 zum 75-jährigen Bestehen des Vereins wurden große und unvergessene Jubiläumsfeste gefeiert.
In den 80er und 90er Jahren wurden weitere 13 Zuggemeinschaften gegründet und vergrößerten somit stetig das Regiment. Die bislang letzte Neugründung fand im
Jahr 2014 mit dem Jägerzug Jot Drop statt.